Windhoek ist ein süsses Städtchen.
Noch in der Schweiz haben wir unseren Kindern erklärt, dass sie sich unter einer namibianischen Stadt auf keinen Fall etwas wie Bern vorstellen sollen. Denn auch wenn Windhoek auf 1’650 Metern liegt und immerhin 350’000 Einwohner hat, wirkt es schnuckelig verträumt. Verkehrsstaus sind gänzlich unbekannt und um 17 Uhr, wenn die Läden schliessen, kehrt Stille ein.
Aber Windhoek hat auch eine komische Eigenheit.
Auf einer Rundfahrt durch die Stadt stechen einem die Strassennamen ins Auge. Um den putzigen Bahnhof, noch total im Kolonialstil gehalten, heisst die Hauptverkehrsachse Bahnhofstrasse. Ganz genau, immer noch in Deutsch geschrieben. Wer dabei an die mondäne Bahnhofstrasse in Zürich denkt, wird vom Gegenteil überrascht.
Weiter geht es den Hügel hinauf zur evangelisch-lutherischen Christuskirche, die, ohne Witz, an der Fidel Castro Street steht. Damit sind die Protestanten doch etwas im Nachteil, denn die katholische Kirche darf immerhin an der Love Street liegen. Weiter den Hügel hinauf kommt man zum, von Nordkoreanern erbauten (sic!), Präsidentenpalast. Und dieser steht an der Kreuzung der Robert Mugabe Avenue und der Laurent Desiré Kabila Street. Hoffentlich keine politischen Vorbilder!
Es ist spannend den Strassenamen folgend durch Windhoek zu schlendern. Es gibt die Bismarckstrasse, die sich mit der Fidel Castro Street kreuzt. Dann gibt es ein Viertel wo es Schweizer Strassen wie Engelberg und Tiefencastel Road gibt. Es wäre interessant zu wissen, woher diese Schweizer Namen stammen. Dann gibt es eine Gegend, die ganz den Musikern Mozart, Puccini, Schubert, Brahms und Haydn gewidmet ist. Mein Liebling ist die alles-andere-als-afrikanische Sperlingslust Strasse.
Windhoek ist also nicht nur wegen seiner Kolonialgeschichte interessant, sondern auch wegen dem Aufeinandertreffen von ganz unterschiedlichen Kulturen und Vorbilder, die in den Strassennamen verankert sind.